Was eine Geschichte anstellen kann
Wir erzählen permanent Geschichten – ärgern uns über andere und über uns selbst... Das haben wir schon in unserer Kindheit gelernt, dass die passenden Geschichten Belohnung, Aufmerksamkeit und Zuwendung nach sich ziehen.
Bei Erwachsenen sind diese Mechanismen subtiler und nicht auf den ersten Blick zu durchschauen. Und das Schlimme ist, diese Geschichten trennen uns von unserem wahren Selbst und somit von Freiheit, Lebensfreude, Leichtigkeit und Glück. Unser Leben ist nur ein einziges Rollenspiel.
Die Geschichten die wir erzählen sind z.B.:
„Ich habe kleine Kinder, ich bin eine treu sorgende Mutter,
ich gebe immer alles für andere......“ Ist das wirklich wahr? Oder gibt es da nicht auch das genaue Gegenteil in uns? Keine Lust, uns um andere zu kümmern und „bekommen wollen“ und nicht "geben wollen"?
„Ich bin der erfolgreiche Geschäftsmann, ich bin Spezialist auf meinem Gebiet, ich habe hier alles im Griff.“ Ist das wirklich wahr? Oder gibt es da nicht auch das genaue Gegenteil in uns?
Ich fühle mich von meinen jungen Kollegen abgehängt, ich bin mit Vielem überfordert und eigentlich entgleitet mir alles und ich habe nichts im Griff....
„Ich bin der coole Typ, mich bringt so schnell nichts aus der Fassung, emotionale Ausbrüche sind etwas für Frauen, nichts für mich. Gefühle werden überbewertet.“ Ist das wirklich wahr? Oder stimmt vielleicht das Gegenteil?
Aus Angst vor Gefühlen - den negativen, wie den positiven - unterdrückt man emotionale Regungen, verschließt sein Herz, weniger weil man so cool ist, sondern weil man emotionale Verletzungen vermeiden will. Und sich eigentlich insgeheim nach tiefen Gefühlen sehnt.
„Ich hatte ein schweres Leben, deshalb brauche ich Rücksicht und Verständnis. Deshalb bin ich nicht belastbar.“
Ist das wirklich wahr? Oder sollte nicht vielleicht ich Rücksicht auf andere nehmen und Verständnis für sie haben? Kann es sein, dass ich mir mit dieser Geschichte sämtliche Verantwortung vom Hals halte?
"Ich bin krank." Diese Geschichten wurden uns von unseren Ärzten erzählt:
"Ich habe Rheuma, Depressionen, Schmerzen und vieles mehr....."
Ist das wirklich wahr? Oder steckt hinter dieser Krankheit, hinter dieser Diagnose
ein emotionaler Nutzen für mich?
Dient mir die Krankheit nicht oft, die Verantwortung für mich und für andere
abgeben zu können? Ist die Opferrolle nicht oft sehr ertragreich? Man bekommt Mitleid,
Aufmerksamkeit und Zuwendung? Der Retter soll mich retten, ich bin hier das
Opfer und die Täter, die Schuldigen kennen wir auch genau. Das ist ein klassisches Rollenspiel....
Was wäre ich ohne diese Geschichten, ohne diese Rollenspiele?
Ich wäre einfach ein Mensch unter Milliarden anderen. Ein Staubkorn in der Wüste,
ein Tropfen im Meer. Ein Punkt im Universum. Völlig bedeutungslos.....
Diese Bedeutungslosigkeit ist es, die uns Angst macht und wir wollen sie vermeiden und
uns mit unseren Geschichten Bedeutung verleihen.
Jedoch sind wir tatsächlich nur Seelentropfen, Teil der großen, göttlichen Seele und
somit sind wir nicht bedeutungslos und nicht vergänglich, sondern wertvoll und
einzigartig.....und das ganz ohne unsere Geschichten.....
Ich mache euch Mut, heute einmal hinter eure Geschichten zu schauen.